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pascal                               Blaise Pascal

Pensées sur la religion et sur quelques autres sujets

Gedanken über die Religion und einige andere Gegenstände

 

 Zweiter Theil:
Gedanken, welche sich unmittelbar auf die Religion beziehen

Achter Abschnitt.

Die Juden, mit Bezug auf unsre Religion betrachtet.

1.

Nachdem die Schöpfung und die Sündfluth vorüber waren und Gott nicht mehr die Welt zerstören, eben so wenig sie schaffen, noch einige von jenen großen Zeichen seines Daseins geben wollte, fing er an ein Volk auf der Erde ein zu setzen, daß er eigens dazu bildete, daß es währen sollte bis zu dem Volk, das der Messias bilden würde durch seinen Geist.

2.

Gott wollte zeigen, daß er ein heiliges Volk mit einer unsichtbaren Heiligkeit bilden und es mit einer ewigen Ehre erfüllen konnte und hat in den Gütern der Natur gethan, was er in den Gütern der Gnade thun wollte, damit man schlösse, daß er die unsichtbaren Dinge machen könnte, weil er ja die sichtbaren gut machte. Er hat daher sein Volk von der Sündfluth errettet in der Person des Noah, er hat es lassen geboren werden von Abraham, er hat es losgekauft von seinen Feinden und hat es in die Ruhe gebracht.

Die Absicht Gottes, warum er ein ganzes Volk aus der Sündfluth rettete und von Abraham geboren werden ließ, war nicht allein es in ein Land des Ueberflusses zu bringen; sondern wie die Natur ein Bild der Gnade ist, so sind auch diese sichtbaren Wunder die Bilder der unsichtbaren, die er thun wollte.

3.

Ein zweiter Grund, warum er das Jüdische Volk gebildet hat, ist der, daß er die Absicht hatte die Seinen von fleischlichen und vorgänglichen Gütern ab zu ziehen und durch so viele Wunder zeigen wollte, daß es nicht aus Ohnmacht geschähe.

Dies Volk war versunken in jene irdischen Gedanken: Gott hätte ihren Vater Abraham und sein Fleisch und was davon stammte lieb und darum hätte er sie gemehrt und ausgezeichnet vor allen andern Völkern ohne zu dulden, daß sie sich mit ihnen vermischten, darum sie zurückgebracht aus Aegypten mir allen den großen Zeichen, die er für sie that, darum sie genährt mit Manna in der Wüste, sie gebracht in ein glückliches Land des Ueberflusses, ihnen Könige gegeben und einen Tempel, schön gebaut dort dar zu bringen Opferthiere und gereinigt zu werden durch die Vergießung ihres Bluts, und er würde ihnen Messias senden um sie zu Herren der Welt zu machen.

Die Juden waren gewohnt an die großen und glänzenden Wunder und da sie die großen Thaten am rothen Meer und das Land Kanaan nur angesehen hatten als einen kurzen Inbegriff der großen Dinge, die ihr Messias thun würde, so erwarteten sie von ihm noch glänzendere Dinge und solche, von denen alles, was Moses gethan, nur eine Probe war.

Indem sie in diesen fleischlichen Irrthümern alt geworden, ist Jesu Christus gekommen zur vorausgesagten Zeit, aber nicht in dem erwarteten Glanz; und so haben sie nicht gedacht, daß er es wäre. Nach seinem Tode ist der heilige Paulus gekommen die Menschen zu belehren, daß alle diese Dinge geschehen waren als Vorbilder, daß das Reich Gottes nicht im Fleisch ist, sondern im Geist, daß die Feinde der Menschen nicht die Babylonier waren, sondern ihre Leidenschaften, daß Gott sich nicht gefiel in Tempeln von Menschenhänden gemacht, sondern in einem reinen und demüthigen Herzen, daß die Beschneidung des Leibes unnütz war, die des Herzens aber noth that u.s.w.

4.

Da Gott diese Dinge dem Volk, das deren unwürdig war, nicht entdecken und doch sie voraussagen wollte, damit sie geglaubt würden, so hatte er die Zeit derselben klar vorausgesagt und sie selbst bisweilen klar ausgedrückt, aber gewöhnlich in Vorbildern, damit die, welche die Vorbilder selbst liebten, dabei stehen bleiben und die, welche die vorgebildeten Dinge liebten, sie darin sehen sollten. Das hat gemacht, daß zur Zeit des Messias die Völker sich theilten: die Geistlichen haben ihn aufgenommen und die Fleischlichen, die ihn verwarfen, sind geblieben ihm als Zeugen zu dienen.

5.

Die fleischliche Juden verstanden weder die Größe noch die Erniedrigung des Messias, der in ihren Prophezeiungen vorausgesagt war. Sie haben ihn verkannt in seiner Größe, wie da gefragt ist, daß der Messias Davids Herr sein wird, obgleich sein Sohn, daß er vor Abraham ist und dieser ihn gesehen hat. Sie dachten ihn sich so groß, das er von aller Ewigkeit her wäre. Und sie haben ihn eben so verkannt in seiner Erniedrigung und in seinem Tode. Der Messias, sagte sie, bleibt ewig und dieser sagt, daß er sterben wird. Sie dachten ihn sich also weder sterblich noch ewig; sie suchten in ihm nur eine fleischliche Größe.

Sie liebten so sehr die Vorbilder selbst und erwarteten sie so einzig, daß sie die Wirklichkeit verkannten, als sie kam, zu der Zeit und in der Art, die vorausgesagt waren.

6.

Diejenigen, welchen es schwer fällt zu glauben, suchen dafür einen Grund darin, daß die Juden nicht glauben. Wenn das so klar wäre, sagt man, warum glaubten sie nicht? Aber eben ihr Unglauben ist die Grundlage unsers Glaubens. Wir würden viel weniger dazu geneigt sein, wenn sie von den Unserigen wären. Dann würden wir einen viel größern Vorwand zu Unglauben und Mißtrauen haben. Das ist merkwürdig zu sehen, daß Juden große Freude der vorausgesagten Dinge und große Feinde der Erfüllung sind, und daß diese Abneigung selbst vorausgesagt worden ist.

7.

Es war nothwendig um dem Messias Glauben zu verschaffen, daß es vorausgehende Prophezeiungen gab und daß unverdächtige Menschen dieselben mit sich führten, Menschen von einem Fleiß, einer Treue und einem Eifer, der außergewöhnlich und aller Welt bekannt war.

Um das alles gelingen zu lassen, hat Gott dieses fleischliche Volk erwählt, bei dem er niederlegte die Weissagungen von dem Messias als dem Erlöser und Austheiler der fleischlichen Güter, welche dieses Volk liebte, und so hat es eine heiße Liebe für seine Propheten gehabt, hat aller Welt die Bücher vor Augen gebracht, in welchem der Messias vorausgesagt ist, und hat allen Völkern versichert, daß er kommen werde und zwar in der Art, wie in ihren Büchern, die es aller Welt offen vorhielt, vorausgesagt ist. Aber getäuscht durch die schmachvolle und armselige Ankunft des Messias, über sie seine größten Feinde gewesen: siehe, eben das Volk, welches in der Welt am Wenigsten verdächtig ist uns zu begünstigen, spricht für uns und durch seinen Eifer für sein Gesetz und seine Propheten trägt und bewahrt es mit einer unverwüstlichen Sorgsamkeit seine Verwerfung wie unsre Beweise.

8.

Diejenigen, welche Jesum Christum, der ihnen ein Aergerniß war, verworfen und gekreuziget haben, sind eben die, welche die Bücher führen, die von ihm zeugen und die sagen, daß er verworfen werden und ein Aergerniß sein wird. So haben sie ihn bezeichnet, daß er es war, indem sie ihn verwerfen und er ist gleicher Weise bestättigt worden durch die gerechten Juden, die ihn aufgenommen und durch die ungerechten, die ihn verworfen haben, denn die einen wie die andern sind vorausgesagt worden.

Deshalb haben die Weissagungen einen verborgnen Sinn, den geistlichen, dem dieses Volk feind war, unter dem fleischlichen, den es liebte. Wäre der geistliche Sinn aufgedeckt worden, so wären sie nicht im Stande gewesen ihn zu lieben, und da sie ihn nicht tragen konnten, hätten sie keinen Eifer für die Erhaltung ihrer Bücher und ihrer Gebräuche gehabt. Und hätten sie diese geistlichen Verheißungen geliebt und sie unverdorben erhalten bis auf den Messias, so hätte ihr Zeugniß keine Kraft gehabt, weil sie seine Freunde gewesen wären. Darum war es gut, daß der geistliche Sinn verhüllt war. Aber von der andern Seite wäre dieser Sinn so verborgen gewesen, daß er ganz und gar nicht zum Vorschein gekommen wäre, so hätte er nicht zum Verweise für den Messias dienen können. Was ist denn geschehen? dieser Sinn ist unter dem zeitlichen verhüllt worden in den meisten Stellen und ist enthüllt worden in einigen, und außerdem ist die Zeit und der Zustand der Welt so klar vorausgesagt worden, daß die Sonne nicht klarer ist. Und dieser geistliche Sinn ist an einigen Stellen so klar entwickelt, daß um ihn nicht zu erkennen eine solche Blindheit nöthig wäre, als freilich das Fleisch auf den Geist wirft, wenn er demselben unterthan ist.

Das also ist die Weise Gottes. Jener geistliche Sinn ist in unzähligen Stellen mit einem andern Sinn verhüllt, in einigen enthüllt, freilich selten, aber doch so, daß die Stellen, wo er verborgen ist, zweideutig sind und auf beiderlei Sinn gehen können, während die Stellen, wo er enthüllt ist, eindeutig sind und nur auf den geistlichen Sinn gehen können; so daß dies nicht in Irrthum führen konnte und daß nur ein so fleischlich gesinntes Volk als das Jüdische im Stande war sich hier zu verirren.

Denn wenn die Güter in Fülle verheißen sind, was hinderte darunter die wahren Güter zu verstehen, was anders als ihre Begierde, die dies Wort von den Gütern der Erde deutete? Aber die, welche nur in Gott Güter hatten, bezogen sie allein auf Gott. Denn es giebt zwei Principien, nach welchen die Bestrebungen der Mensch sich abtheilen, die Begierde und die Liebe. Nicht das die Begierde nicht neben dem Glauben bestehen könnte und die Liebe nicht neben den irdischen Gütern; aber die Begierde gebraucht Gott und genießt die Welt und die Liebe dagegen gebraucht die Wellt und genießt Gott.

Der letzte Zweck aber ist es, was den Dingen den Namen giebt. Alles, was uns hindert ihn zu erreichen, wird Feind genannt. Dennoch sind die Geschöpfe, obgleich gut, doch Feinde der Gerechten, wenn sie von Gott abkehren und Gott selbst ist der Feind derer, die er in ihren Lüften stört.

Da nun so das Wort Feind vom letzten Zweck abhängt, so verstanden die Gerechten darunter ihre Leidenschaften und die Fleischlichen die Babylonier, so daß diese Ausdrücke nur für Ungerechten dunkel waren. Das ist es auch, was Jesaias sagt: »Binde zu das Zeugniß und versiegle das Gesetz meinen Jüngern« (Jes. 8. 16.) und Jesus Christus wird »sein ein Stein des Anstoßes und ein Fels der Aergerniß« (Jes. 8. 14.). Aber »selig sind die sich nicht an ihm ärgern.« (Matth. 11. 6.) Auch Hosea sagt es offenbar: »Wer ist weise der dies verstehe, und klug der dies merke? Denn die Wege des Herrn sind richtig und die Gerechten wandeln darinnen, aber die Uebertreter fallen darinnen.« (Hos. 14. 10.)

Und dieses Testament, welches so beschaffen ist, daß es die einen aufklärt und die andern blind macht, bewies dennoch an denen selbst, die es blind machte, die Wahrheit, die von den andern gekannt werden soll. Denn die sichtbaren Güter, die sie von Gott empfingen, waren so groß und so göttlich, daß wohl zu sehen war: er hatte die Macht ihnen auch die unsichtbaren Güter und einen Messias zu geben.

9.

Die Zeit der ersten Ankunft Christi ist vorausgesagt, die Zeit der zweiten nicht; weil die erste verborgen sein sollte, wogegen die zweite in die Augen fallend sein soll und so offenbar, daß selbst seine Feinde ihn erkennen werden. Da er aber nur in der Verborgenheit kommen sollte und allein für die zu erkennen, die in der Schrift forschen würden, so hatte Gott die Dinge so geordnet, daß alles dazu diente ihn erkennbar zu machen. Die Juden zeugten für ihn, indem sie ihn annahmen, denn bei ihnen waren die Weissagungen niedergelegt und sie zeugten gleichfalls für ihn, indem sie ihn nicht annahmen, denn damit erfüllten sie die Weissagungen.

10.

Die Juden hatten Wunder, Weissagungen, die sie erfüllen sahn, und die Lehre ihres Gesetzes war nur einen Gott an zu beten und zu lieben, sie war auch bleibend. So hatte sie alle Zeichen der wahren Religion; sie war es auch. Aber man muß unterscheiden zwischen der Lehre der Juden und der Lehre des Gesetzes der Juden. Die Lehre der Juden war nicht wahr, obgleich sie die Wunder, die Weissagungen und die Dauer hatte, weil sie jenen andern Punkt nicht hatte nur Gott an zu beten und zu lieben.

Die Jüdische Religion muß daher verschieden betrachtet werden in der Ueberlieferung ihrer Heiligen und in Ueberlieferung des Volks. Ihre Sittenlehre und Glückseligkeit sind lächerlich in der letzten, aber unvergleichlich in der ersten. Ihre Grundlage ist bewundernswürdig. Es ist das älteste Buch der Welt und das glaubwürdigste und statt daß Muhamed um sein Buch zu erhalten es zu lesen verbot, hat Moses um das seinige zu erhalten aller Welt geboten es zu lesen.

11.

Die Jüdische Religion ist ganz göttlich in ihrem Ansehn, ihrer Dauer, ihrer Ewigkeit, ihrer Sittenlehre, ihrem Verfahren, ihrer Lehre, ihren Wirkungen u.s.w. Sie ist gebildet worden zum Vorbild für die Wahrheit des Messias und diese ist erkannt worden aus der Jüdischen Religion, die deren Vorbild war.

Unter den Juden war die Wahrheit nur im Bilde; im Himmel ist sie enthüllt; in der Kirche ist sie verhüllt und doch durch das Bild erkannt. Das Bild ist nach der Wahrheit gemacht und die Wahrheit an dem Bilde erkannt.

12.

Wer die Jüdische Religion nach den rohen Juden beurtheilt, der kennt sie schlecht. Sie liegt in den heiligen Büchern vor und in der Ueberlieferung der Propheten, die hinlänglich gezeigt haben, daß sie das Gesetz nicht buchstäblich verstanden. Unsre Religion ist also göttlich in dem Evangelio, in den Aposteln und in der Ueberlieferung; aber sie ist ganz entstellt bei denen, die sie schlecht behandeln.

13.

Es gab zwei Arten von Juden. Die einen hatten nur die heidnischen Gesinnungen, die andern die christlichen. Der Messias soll nach den fleischlichen Juden ein großer weltliche Fürst sein, und nach den fleischlichen Christen ist er gekommen uns von der Liebe gegen Gott zu dispensiren und uns Sacramente zu geben, die alles thun ohne uns. Weder das eine noch das andre ist die christliche Religion oder die Jüdische. Die wahren Juden und die wahren Christen haben einen Messias erkannt, der sie treibt Gott zu lieben und durch diese Liebe über ihre Feinde zu triumphiren.

14.

Der Schleier, der über den Büchern der Schrift hängt für die Juden, ist auch für die schlechten Christen da und für alle die, welche sich nicht selbst hassen. Aber wie wohl ist man geeignet sie zu verstehn und Jesum Christum zu erkennen, wenn man sich wahrhaft selbst haßt.

15.

Die fleischlichen Juden halten die Mitte zwischen den Christen und den Heiden. Die Heiden erkennen Gott nicht und lieben nur die Erde. Die Juden erkennen den wahren Gott und lieben nur die Erde. Die Christen erkennen den wahren Gott und lieben die Erde nicht. Die Juden und die Heiden lieben dieselben Güter; die Juden und die Christen erkennen denselben Gott.

16.

Es ist offenbar ein Volk, eigens dazu gemacht um als Zeuge für den Messias zu dienen. Es führt die Schriften mit sich und liebt sie und versteht sie nicht. Und alles das ist vorausgesagt, denn es ist gesagt, daß ihnen die Gerichte Gottes anvertraut sind, aber als ein versiegeltes Buch.

So lange die Propheten waren um das Gesetz aufrecht zu erhalten, war das Volk nachlässig; aber seit es keine Propheten mehr gehabt, ist der Eifer erfolgt. Das ist eine bewundernswürdige Fürsorge Gottes.

17.

Als die Schöpfung der Welt begann zurück zu treten, hat Gott für einen gleichzeitigen Geschichtschreiber gesorgt und hat ein ganzes Volk bestellt zur Wache über dieses Buch, damit diese Geschichte die älteste von der Welt wäre und alle Menschen lernen könnten, was so nothwendig ist zu wissen und was man nur hierdurch lernen kann.

18.

Moses war ein kluger Mann, das ist klar. Also wenn er die Absicht gehabt hätte zu betrügen, so hätte er es auf solcher Art gethan, daß man ihn nicht der Betrügerei hätte überführen können. Er hat gerade das Gegentheil gethan, denn hätte er Fabeln feilgeboten, so hätte jeder Jude den Betrug entdecken können.

Warum z.B. hat er das Leben der ersten Menschen so lang gemacht und so wenige Geschlechter? Er konnte sich verstecken hinter einer Menge von Geschlechtern, aber das konnte er nicht hinter so wenigen, denn nicht die Zahl der Jahre, sondern die Menge der Geschlechter macht die Dinge dunkel.

Die Wahrheit verändert sich nur durch den Wechsel der Menschen und doch setzt er zwei Ereignisse, die merkwürdigsten, die je gedacht sind, nämlich die Schöpfung und die Sündfluth so nahe, daß man durch die wenigen Generationen, die er macht, sie berührt, dergestalt daß zur Zeit, da er diese Dinge schrieb, das Gedächtniß davon noch ganz frisch im Geist aller Juden sein mußte.

Sem, der Lamech, noch einen Zeitgenossen Adams, gesehn, sah wenigstens Abraham und Abraham den Jacob und der wieder die, welche Moses sahen. Also die Sündfluth die Schöpfung sind wahr; so schließen einige, die es recht verstehn.

Das lange Leben der Patriarchen, statt zu machen, daß die vergangnen Geschichten sich verloren, diente vielmehr dazu sie zu erhalten. Denn die Ursache, warum man bisweilen nicht genug bewandert ist in der Geschichte seiner Vorfahren, ist, daß man nicht immer lange mit ihnen gelebt hat und daß sie oft gestorben sind, ehe man das Alter des Verstandes erreicht hat. Aber als die Menschen so lange lebten, lebten die Kinder lange mit ihren Vätern und so besprachen sie sich mit ihnen noch lange. Wovon aber hätten sie sich mit ihnen besprochen, wenn nicht von der Geschichte ihrer Vorfahren, weil die ganze Geschichte hierauf beschränkt war, und sie auch weder die Wissenschaft noch die Künste hatten, die einen großen Theil der Gespräche im Leben einnehmen? Auch sieht man, daß zu jener Zeit die Völker eine besondere Sorgfalt darauf verwendeten ihre Stammregister zu bewahren.

Je mehr ich die Juden beobachte, je mehr finde ich da Wahrheiten und das Zeichen, daß sie ohne Propheten und Könige sind und daß sie als unsere Feinde vortreffliche Zeugen von der Wahrheit jener Prophezeiungen sind, in denen ihr Leben und ihre Blindheit selbst vorausgesagt ist. In diesem Rahmen finde ich die Religion ganz göttlich in ihrem Ansehn, ihrer Dauer, ihrer Ewigkeit, ihrer Sittenlehre, ihrem Verfahren, ihren Wirkungen. Und so breite ich meine Arme aus gegen meinen Erlöser, der, viertausend Jahre vorausgesagt, gekommen ist zu leiden und zu sterben für mich auf der Erde in den Zeiten und unter allen den Umständen, die davon vorausgejagt worden sind, und durch seine Gnade erwarte ich den Tod in Frieden mit der Hoffnung ewig mit ihm vereint zu sein und ich lebe doch mit Freude, sei es in den Freuden, die ihm gefällt mir zu geben, sei es in den Leiden, die er mir zu meinem Heil sendet, und die er mich durch sein Beispiel tragen gelehrt hat.

Seitdem verwerfe ich alle andern Religionen, hier finde ich Antwort für alle Einwürfe. Es ist gerecht, daß ein so reiner Gott sich nur denen offenbart, die reines Herzens sind.

Ich finde wirklich daß, so weit das Gedächtniß der Menschen reicht, dieses Volk länger als jedes andre Volk besteht. Es ist den Menschen beständig angesagt, daß sie in einem allgemeinen Verderben sind, aber daß ein Wiederhersteller kommen werde. Das sagt nicht ein einzelner Mensch, sondern eine große Zahl, ein ganzes Volk prophezeiend, viertausend Jahre lang..

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“... Pascal; in seinen Pensées finden sich die tiefsten Blicke.”  (Hegel)

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