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pascal                Blaise Pascal

Pensées sur la religion et sur quelques autres sujets

Gedanken über die Religion und einige andere Gegenstände

 

 Zweiter Theil:
Gedanken, welche sich unmittelbar auf die Religion beziehen

Vierzehnter Abschnitt.

Daß die wahren Christen und die wahren Juden nur eine Religion haben.

1.

Die Religion der Juden schien wesentlich zu bestehn in der Abstammung von Abraham, in der Beschneidung, in den Opfern, den Gebräuchen, der Bundeslade, dem Tempel zu Jerusalem, kurz im Gesetz und im Bunde Mosis.

Ich behaupte: daß sie in keinem dieser Dinge, sondern einzig in der Liebe Gottes bestand und daß Gott alles Uebrige verwarf,

daß Gott keine Rücksicht nahm auf das fleischliche Volk, welches von Abraham herkommen sollte,

daß die Juden wie die Fremden von Gott gestraft werden, wenn sie ihn beleidigen.

(»Wirst du aber des Herrn deines Gottes vergessen und andern Göttern nachfolgen und ihnen dienen und sie anbeten, so bezeuge ich heute über euch, daß ihr umkommen werdet, eben wie die Heiden, die der Herr umbringet vor eurem Angesicht, so werdet ihr auch umkommen darum daß ihr nicht gehorsam seid der Stimme des Herrn eures Gottes.« 5 Mos. 8. 19. 20.)

Daß die Fremden von Gott aufgenommen werden wie die Juden, wenn sie ihn lieben,

daß die wahren Juden ihr Vorrecht nur von Gott und nicht von Abraham herleiteten.

(»Bist du doch unser Vater, denn Abraham weiß von uns nicht und Israel kennet uns nicht; du aber, Herr, bist unser Vater und unser Erlöser, von Alters her ist das dein Name.« Jes. 63. 16.)

Moses selbst hat ihnen gesagt, daß Gott nicht die Person ansehen würde. »Der Herr, euer Gott, sagt er, ist ein großer Gott, der keine Person achtet und kein Geschenk nimmt.« (5 Mos. 10. 17.)

Ich behaupte, daß die Beschneidung des Herzens anbefohlen ist;

(»So beschneidet nun eures Herzens Vorhaut und seid fürder nicht halsstarrig, denn der Herr euer Gott ist ein Gott aller Götter und ein Herr über alle Herren, ein großer Gott, mächtig und schrecklich, der keine Person achtet.« 5 Mos. 10. 16, 17. Jer. 4. 4.)

daß Gott sagt: er werde es einst thun;

(»Und der Herr dein Gott wird dein Herz beschneiden und das Herz deines Samens, daß du den Herrn deinen Gott liebest von ganzem Herzen und von ganzer Seele, auf daß du leben mögest.« 5 Mos. 30. 6.)

daß die unbeschnittnes Herzens sind, werden gerichtet werden, denn Gott wird richten die unbeschnittnen Völker und das ganze Volk Israel, weil es ein unbeschnittnes Herz hat. (Jerem. 9. 25, 26.)

2.

Ich behaupte, daß die Beschneidung ein Symbol war, eingesetzt um das Jüdische Volk von allen Nationen zu unterscheiden; (1 Mos. 17. 11.)

daß sie deshalb, so lange sie in der Wüste waren, nicht beschnitten wurden, weil sie sich nicht mit andern Völkern vermischen konnten und daß, seit Jesus Christus gekommen, das nicht mehr nöthig ist;

daß die Liebe Gottes überall anempfohlen wird.

(»Ich nehme Himmel und Erde heute über euch zu Zeugen. Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, daß du das Leben erwählest und du und dein Same leben mögest, daß ihr denn Herrn euren Gott liebet und seiner Stimme gehorchet und ihm anhanget. Denn das ist dein Leben und dein langes Alter, daß du im Lande wohnest, das der Herr deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat ihnen zu geben.« 1. Mos. 30. 19, 20.)

Es steht geschrieben, daß die Juden, weil ihnen diese Liebe fehlt, wegen ihrer Frevel würden verwerfen, die Heiden aber an ihrer Statt würden erwählt werden;

(»Ich will mein Antlitz vor ihnen verbergen, will sehen was ihnen zuletzt widerfahren wird, denn es ist eine verkehrte Art, es sind untreue Kinder; sie haben mich gereizet an dem, das nicht Gott nicht, mit ihrer Abgötterei haben sie mich erzürnt. Und ich will sie wieder reizen an dem das nicht ein Volk ist, an einem närrischen Volk will ich sie erzürnen.« 5 Mose 32. 20, 21; vgl. Jes. 65.)

daß die zeitlichen Güter falsch und trüglich sind und das wahre Gut ist mit Gott vereinigt zu sein; (Psalm 73.)

daß Gott ihren Festen gram war und sie verachtete; (Amos 5. 21.)

daß die Opfer der Juden Gott mißfallen und nicht allem die Opfer der bösen Juden, sondern daß ihm selbst die der guten nicht gefallen, wie aus dem fünfzigsten Psalm hervor geht, wo er erst dann mit den Worten: »Aber zu den Gottlosen spricht Gott« (v. 16) sich an die Bösen wendet, nachdem er zuvor gesagt, er wolle keine Opfer von Thieren noch von deren Blut; (Jes. 66. Jerem. 6. 20.)

daß die Opfer der Heiden werden von Gott angenommen werden und Gott kein Gefallen werde haben an den Opfern der Juden; (Mal. 1. 10, 11.)

daß Gott werde einen neuen Bund machen durch den Messias und daß der alte werde verworfen werden; (Jer. 31. 31.)

daß das Alte vergessen werden solle; (Jes. 43. 18, 19.)

daß man nicht mehr gedenken werde der Bundeslade; (Jer. 3. 16.)

daß der Tempel werde verworfen werden; (Jer. 7. 12-14.)

daß die Opfer werden verworfen und andre reine Opfer eingesetzt werden; (Mat. 1. 10. 11.)

daß das Priesterthum nach der Ordnung Aarons werde abgeschafft und das Priesterthum nach der Ordnung Melchisedeks werde eingeführt werden durch den Messias; (Ps. 110.)

daß dieses Priesterthum ewig sein werde; (Ebend.)

daß Jerusalem werde verworfen und ein neuer Name gegeben werden; (Jes. 65)

daß dieser letzte Name werde ein besserer Name sein als der der Juden, ein ewiger Name, der nicht vergeben soll; (Jes. 56. 5.)

daß die Juden sein werden ohne Propheten, ohne Könige, ohne Fürsten, ohne Opfer, ohne Altar; (Hof. 3. 4.)

daß dessen ungeachtet die Juden immer als Volk fortbestehen werden. (Jer. 31. 16.).

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“... Pascal; in seinen Pensées finden sich die tiefsten Blicke.”  (Hegel)

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