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pascal                                 Blaise Pascal

Pensées sur la religion et sur quelques autres sujets

Gedanken über die Religion und einige andere Gegenstände

 

 Zweiter Theil:
Gedanken, welche sich unmittelbar auf die Religion beziehen

Elfter Abschnitt.

Beweise für Jesum Christum aus den Weissagungen.

1.

Der größte Beweis für Jesum Christum liegt in den Weissagungen. Dafür hat Gott auch am Meisten gesorgt, denn die Erfüllung derselben ist ein fortlaufendes Wunder vom Entstehn der Kirche bis zum Ende. So hat Gott sechzehn Jahrhunderte lang Propheten erweckt und nachher während vier hundert Jahre alle diese Prophezeiungen ausgestreut mit allen Juden, die sie in alle Theile der Welt trugen. Das war die Vorbereitung auf die Geburt Jesu Christi. Da sein Evangelium in aller Welt geglaubt werden soll, so mußten nicht allein Prophezeiungen da sein, damit es geglaubt werde, sondern diese mußten in aller Welt ausgebreitet sein, damit es angenommen werde von aller Welt.

Wenn ein einzelner Mann ein Buch geschrieben hätte mit Weissagungen über die Zeit und Weise der Erscheinung Jesu Christi und wenn nun Jesu ganz diesen Weissagungen entsprechend gekommen wäre, das würde eine außerordentliche Kraft haben.

Aber hier ist noch viel mehr. Eine Reihe von Männern, vier Jahrtausende hindurch, kommt einer nach dem andern und verkündet dasselbe Ereigniß beharrlich und ohne Veränderung. Ein ganzes Volk kündigt es an und besteht viertausend Jahre um noch Zeugniß zu geben von den Verheißungen, die es darüber hat, und von denen es nicht abgebracht werden kann durch alle Drehungen und Verfolgungen. Das ist weit mehr beachtenswerth.

2.

Die Zeit ist geweissagt durch den Zustand des Jüdischen Volks, den Zustand der Heiden, den Zustand des Tempels und die Zahl der Jahre.

Die Propheten hatten verschiedene Zeichen angegeben, die alle vor der Ankunft des Messias geschehen sollten und so mußten denn alle diese Zeichen zugleich eintreffen. Daher mußte die vierte Monarchie gekommen sein, als die siebenzig Wochen Daniels erfüllt sein sollten, so mußte das Scepter von Juda entwendet sein und dann der Messias kommen. Und wirklich kam damals Jesus, der sich den Messias nannte.

Es ist vorausgesagt, daß in der vierten Monarchie, vor der Zerstörung des zweiten Tempels, ehe den Juden die Herschaft genommen und in der siebenzigsten Woche Daniels die Heiden würden unterrichtet und zur Erkenntniß des Gottes, den die Juden anbeten, geführt werden, daß die, so ihn lieben, befreit sein würden von ihren Feinden und erfüllt von Furcht und Liebe gegen ihn.

Und es ist geschehen, daß in der vierten Monarchie, vor der Zerstörung des zweiten Tempels u.s.w. die Heiden in Menge Gott anbeten und ein engelgleiches Leben führen, die Töchter weihen Gott ihre Jungfrauschaft und ihr Leben, die Männer entsagen allen Lüsten. Wozu Plato einige wenige auserwählte und noch dazu so gebildete Menschen nicht überreden konnte, dazu überredet hundert tausende von unwissenden Menschen eine geheime Macht durch die Kraft weniger Worte.

Was ist das alles? Es ist das, was so lange Zeit vorher geweissagt ist: »Nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch.« (Joel. 3. 1.) Alle Völker waren in Unglauben und die Lüfte versunken, die ganze Erde entbrennt von Liebe, die Fürsten verzichten auf ihre Hoheit, die Reichen verlassen die Güter, die Jungfrauen leiden als Märtyrerinnen; die Kinder verlassen das Haus ihrer Väter um in der Wüste zu leben.

Wo kommt diese geheime Macht her? Der Messias ist gekommen, das sind die Wirkungen und die Zeichen seiner Ankunft.

Zwei tausend Jahre war Gott den Juden unbekannt geblieben unter der großen Masse der heidnischen Völker und zur vorausgesagten Zeit beten die Heiden in Menge diesen einigen Gott an, die Tempel sind zerstört und die Könige selbst unterwerfen sich dem Kreuz.

Was ist das alles? Es ist der Geist Gottes, der ausgegossen ist über die Erde.

Es ist vorausgesagt: der Messias würde einen neuen Bund stiften, der den Auszug aus Aegypten sollte vergessen machen (Jer. 23. 7.), er würde sein Gesetz niederlegen nicht auswendig, sondern in die Herzen (Jes. 51. 7.), er würde seine Furcht, die nur äußerlich gewesen, mitten ins Herz geben. (Jer. 31. 33. und 32. 40.)

Die Juden würden Jesum verwerfen und selbst verworfen werden von Gott, weil der erwählte Weinberg nur Heerlinge geben würde (Jes. 5. 2. ff.), das erwählte Volk würde untreu sein, undankbar und ungläubig, ein ungehorsames Volk (Jes. 65. 2.), Gott würde sie mit Blindheit schlagen und sie würden tappen im Mittag, wie ein Blinder tappt im Dunkeln; (5 Mose 28. 28, 29.)

die Kirche würde in ihrem Anfange klein sein und in der Folge wachsen. (Ezech. 17.)

Es ist vorausgesagt, daß dann der Götzendienst würde umgestoßen werden, dieser Messias würde alle Götzen ausrotten und die Menschen zum Dienst des wahren Gottes führen, (Ezech. 30. 13.)

die Götzentempel würden zerstört werden und unter allen Völkern und an allen Orten würde ihm ein reines Speisopfer geopfert werden und nicht Thiere, (Mal. 1. 11.)

er würde die Menschen den rechten Weg lehren (Jes. 2. 3. Mich. 4. 2. ff.) und König der Juden und Heiden sein. (Psalm 2. 6, 8.; 72. 8.)

Und nie vorher noch nachher ist ein Mensch erschienen, der etwas gelehrt hätte, was diesem nahe käme.

Nach so vielen Männern, welche diese Erscheinung vorausgesagt, ist endlich Jesus gekommen und spricht: Da bin ich und nun ist die Zeit da. Er ist gekommen und sagt den Menschen, daß sie keine andern Feinde haben als sich selbst, daß nur ihre Leidenschaften es sind, was sie von Gott trennet, daß er kommt, sie von denselben zu befreien und ihnen seine Gnade zu geben, um aus allen Menschen eine heilige Kirche zu bilden, daß er kommt, in diese Kirche ein zu führen die Heiden und die Juden und zu zerstören die Götzen der einen und den Aberglauben der andern.

Er spricht zu ihnen: Was die Propheten vorausgesagt haben, daß es geschehen werde, das, sage ich euch, werden jetzt meine Aposteln thun. Die Juden werde verworfen, Jerusalem wird bald zerstöret wer den. Die Heiden werden bald gelangen zur Erkenntniß Gottes und meine Apostel werden sie dazu führen, nachdem ihr den Erben des Weinbergs werdet getödtet haben.

Darnach sprachen die Aposteln zu den Juden: Ihr werdet verdammt werden! und zu den Heiden: Ihr sollt bald zur Erkenntniß Gottes kommen.

Dem widersetzen sich aber alle Menschen aus dem natürlichen Widerstreben ihrer Begierde. Dieser König der Juden und Heiden wird unterdrückt von dem einen wie von dem andern, sie wollen seinen Tod. Alles, was es Großes in der Welt giebt, vereinigt sich gegen diesen neuen Glauben, die Gelehrten, die Weisen, die Könige. Die einen schreiben, die andern verdammen, die andern tödten. Und siehe trotz dieses Widerstands in kurzer Zeit herscht Jesus Christus über die einen wie über die andern und zerstört die Jüdischen Cultus zu Jerusalem, welches dessen Mittelpunkt ist und woraus er seine erste Kirche macht, wie den Götzendienst zu Rom, welches dessen Mittelpunkt ist und woraus er eine Hauptkirche macht.

Einfache Menschen ohne Gewalt wie die Apostel und die ersten Christen widerstehen allen Menschen der Erde, unterwerfen sich die Könige, die Gelehrten und Weisen und zerstören den so fest gegründeten Götzendienst, und alles dies geschieht allein durch die Gewalt jenes Worts, das es voraus verkündet hat.

Indem die Juden Jesum tödteten um ihn nicht als Messias an zu nehmen, gaben ihm das letzte Merkzeichen des Messias. Indem sie fortfuhren ihn zu verkennen, machten sie sich selbst zu unwiderleglichen Zeugen und indem sie ihn tödteten und fortfuhren ihn zu verleugnen, haben sie die Weissagungen erfüllt.

Wer sollte nicht Jesum Christum erkennen an so vielen besondern Umständen, die von ihm prophezeit sind? Denn es heißt:

er werde einen Vorläufer haben (Mal. 3. 4.),

er werde als ein Kind geboren werden (Jes. 9. 6.),

er werde geboren werden in der Stadt Bethlehem (Mich 5. 1.),

er werde kommen aus dem Stamme Juda (1 Mose 49. 8. ff.)

und aus dem Geschlecht Davids (2 Sam. 7. 12. Jes. 7. 13.),

er werde hauptsächlich in Jerusalem auftreten (Mal. 3. 1. Hag. 2. 10.),

er solle blenden die Weisen und Gelehrten (Jes. 6. 10.) und den Elenden und Armen predigen das Evangelium (Jes. 61. 1.), den Blinden die Augen aufthun und den Kranken die Gesundheit wiedergeben (Jes. 35. 5, 6.) und zum Licht bringen die in der Finsterniß schmachten (Jes. 42. 16.),

er solle den rechten Weg lehren (Jes. 30. 21.) und der Gebieter der Völker sein (Jes. 55. 4.),

er solle das Opfer für die Sünden der Welt sein (Jes. 53. 5.), der Grundstein, der bewährte Stein und köstliche Eckstein (Jes. 28. 19.), der Stein des Anstoßes und der Aergerniß (Jes. 8. 14.),

Jerusalem werde sich daran stoßen (Jes. 8. 15.) und die Bauleute ihn verwerfen, Gott ihn aber zum Eckstein machen (Psalm 118. 22.) und dieser Stein soll wachsen und ein großer Berg werden und die ganze Welt füllen (Dan. 2. 35.);

also er werde verworfen werden (Psalm 118. 22.), verkannt (Jes. 53. 2, 3.), verrathen (Psalm 41. 10.), verkauft (Zach. 11. 12.), auf die Wange geschlagen (Jes. 50. 6.), verspottet (Jes. 34. 16.), auf vielfache Weise geplagt (Psalm 69. 27.), mit Galle getränkt (Psalm 69. 22.), ihm werden die Füße und Hände durchgraben werden (Psalm 22. 17.), man werde ihm ins Angesicht speien (Jes. 50. 6.), er werde umgebracht werden (Dan. 9. 26.) und um seine Kleider werde das Loos geworfen werden (Psalm 22. 19.);

er werde am dritten Tage wieder auferstehn (Ps. 16. 10. Hos. 6. 2.) und auffahren gen Himmel (Psalm 47. 6.; 68. 19.), um sich zur Rechten Gottes zu setzen (Psalm 110. 1.);

die Könige werden sich wider ihn auflehnen (Ps. 2. 2.), aber er zur Rechten seines Vaters werde siegen über seine Feinde (Psalm 110. 5.), alle Könige werden ihn anbeten, alle Heiden werden ihm dienen (Psalm 72. 11.);

die Juden werden als Volk bestehn bleiben (Jerm. 31. 36.);

sie werden herumirren (Amos 9. 9.) ohne Könige, ohne Opfer, ohne Altar u.s.w. (Hos. 3. 4.), ohne Propheten (Psalm. 74. 9.), harrend auf das Heil und es doch nicht findend (Jes. 59. 9. Jerem. 8. 15.).

3.

Der Messias allein sollte ein großes Volk, ein erwähltes heiliges, geliebtes Volk erzeugen, es erziehen, nähren und zum Ort der Ruhe und Heiligkeit führen, es Gott heiligen, daraus den Tempel Gottes machen, es versöhnen mit Gott, retten von dem Zorn Gottes und erlösen von der Knechtschaft der Sünde, die ersichtlich im Menschen herschet. Er allein sollte diesem Volke Gesetze geben, diese Gesetze ihnen ins Herz prägen, sich für sie Gott zum Opfer darbieten, sich opfern für sie, ein Opfer sein ohne Fehl und zugleich selbst der Opferer. Er sollte sich selbst darbieten, seinen Lein und sein Blut und dennoch zugleich auch Brod und Wein Gott darbieten. Jesus Christus hat das alles gethan.

Es ist vorausgesagt, ein Erlöser soll kommen, der dem Teufel den Kopf zertreten und sein Volk erlösen werde aus allen seinen Sünden (Psalm 130. 8.), ein neues Testament sollte sein, ein ewiges, ein anderes Priesterthum nach der Ordnung Melchisedefs, das ewig sein würde, der Messias sollte herrlich, mächtig, stark und dennoch zugleich so elend sein, daß man ihn nicht erkannte, ihn nicht für das was er ist, nehmen, ihn verwerfen, ihn tödten würde; sein Volk, das ihn verleugnet, würde nicht mehr sein Volk sein, die Götzendiener würden ihn aufnehmen und zu ihm fliehen, er würde Zion verlassen um im Mittelpunkt des Götzendienstes zu herschen, nichts desto weniger würden die Juden immer fortbestehn, er würde aus Juda hervorgehen, wenn es keine Könige mehr geben würde.

4.

Man bedenke, daß von Anbeginn der Zeit die Erwartung oder die Anbetung des Messias besteht ohne Unterbrechung, daß er dem ersten Menschen gleich nach seinem Fall verheißen ward, daß seitdem sich Menschen fanden, welche sagten: Gott hätte ihnen geoffenbaret, es würde geboren werden ein Erlöser, der sein Volk retten würde, daß Abraham darnach kam und sagte: er hätte eine Offenbarung gehabt, er würde abstammen von einem Sohn, den er bekommen sollte, daß Jakob erklärte, unter seinen zwölf Söhnen wäre es Juda, von dem er herkommen würde, daß Moses und die Propheten darauf kommen und die Zeit und Weise seiner Erscheinung deutlich verkündeten, daß sie sagten: ihr Gesetz wäre nur vorläufig bis auf das des Messias, es würde bis dahin bestehn, das andre aber würde ewig dauern und so würde ihr Gesetz oder vielmehr das des Messias, dessen Verheißung es wäre, immer auf der Erde sein, daß es in der That immer gedauert hat daß endlich Jesus unter allen den vorausgesagten Umständen gekommen ist, das ist bewundernswerth.

Wenn das so klar den Juden voraus verkündigt war, wird man sagen, warum haben sie es nicht geglaubt? oder warum sind sie nicht ausgerottet worden dafür, daß sie einer so klaren Sache sich widersetzen? Ich antworte: das eine wie das andre ist vorausgesagt, daß sie eine so klare Sache nicht glauben und daß sie nicht ausgerottet werden würden. Auch ist nichts glorreicher für den Messias, denn es genügte nicht, daß es Propheten gab, ihre Weissagungen mußten auch ohne Verdacht erhalten werden. Nun u.s.w.

5.

Die Propheten sind gemischt, Weissagungen über besondere Fälle und Weissagungen über den Messias, damit die Weissagungen vom Messias nicht ohne Beweise wären und die besondern Weissagungen nicht ohne Frucht.

»Wir haben keinen König denn den Kaiser,« sprachen die Juden. (Joh. 19. 15.) Also war Jesus der Messias, weil sie keinen König mehr hatten als einen Fremden und auch keinen andern mehr haben wollten.

Die siebenzig Wochen Daniels sind zweideutig in Betreff der Zeit des Beginnens wegen der Prophetischen Ausdrucksweise und in Betreff der Zeit des Endes wegen der verschiedenen Ansichten der Chronologisten. Aber dieser ganze Unterschied beläuft sich nur auf zweihundert Jahre.

Die Weissagungen, die Christum arm darstellen, stellen ihn als Herrn der Völker dar (Jes. 53. 2. ff. Zach. 9. 9. ff.);

die Weissagungen, welche die Zeit vorhersagen, verkünden ihn nur als Herrn der Heiden und leidend, nicht aber in den Wolken, noch als Richter, und wiederum diejenigen welche ihn so darstellen als der da richtet die Völker in seiner Herrlichkeit, die bezeichnen die Zeit nicht.

Wenn der Messias dargestellt wird als groß und herrlich, so ist das sichtbar um die Welt zu richten und nicht um sie zu erlösen. (Jes. 66. 15, 16.)

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“... Pascal; in seinen Pensées finden sich die tiefsten Blicke.”  (Hegel)

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